Shakespeare-Workshops der Q2 mit Julius D’Silva
Am Donnerstag, den 11. September 2025, und Freitag, den 12. September 2025, hatten wir, die Q2, die einmalige Chance, mit jedem Englischkurs an einem 90-minütigen Shakespeare-Workshop unter der Leitung des britischen Schauspielers Julius D’Silva teilzunehmen.
D’Silva ist ein international erfahrener Schauspieler, der seit vielen Jahren unter anderem mit der Royal Shakespeare Company auf den Bühnen dieser Welt unterwegs ist – beispielsweise in Toronto, London und Oxford. Außerdem verkörperte er verschiedene Film- und Serienrollen, zum Beispiel in The Crown oder Bridgerton. Schon seine bloße Präsenz im Raum war beeindruckend – und gleichzeitig gelang es ihm, uns mit seiner lockeren und humorvollen Art mitzunehmen.
Im Workshop beschäftigten wir uns mit zwei bekannten Stücken Shakespeares: Romeo und Julia und Macbeth. Dabei ging es nicht nur ums Zuhören, sondern vor allem ums Mitmachen. Durch kleine Spiele und Übungen erhielten wir einen besseren Zugang zum Shakespeare-Englisch und lernten, es besser zu verstehen.
Doch nicht nur das – wir entdeckten auch, dass Shakespeare weit mehr ist als alt, schwer und langweilig!
Anhand des Zitats „These violent delights have violent ends“ erfuhren wir, dass Romeo und Julia mehr ist als nur eine Liebesgeschichte, die tragisch endet. Vielmehr geht es um eine über Jahrzehnte andauernde Feindschaft zwischen zwei Familien, die erst durch den Tod ihrer eigenen Kinder ein Ende findet.
Der berühmte Satz der drei Hexen – „Fair is foul, and foul is fair“ – aus Macbeth zeigte uns, dass das Stück nicht nur von einem Helden handelt, der zum Antihelden wird, sondern auch von der Veränderung moralischer Maßstäbe: Schein und Wirklichkeit sind vertauscht – was gut erscheint, ist tatsächlich böse, und umgekehrt. Besonders interessant ist bei Macbeth zudem das Thema Gender and Identity, das inzwischen auch im Curriculum der Qualifikationsphase verankert ist.
„Unsex me here“, eines der zentralen Zitate des Stücks, gesprochen von Lady Macbeth, ließ uns zunächst ratlos zurück. Hier stellte sich die Frage: Möchte sie ihrer weiblichen Attribute beraubt werden? Oder ist sie lediglich machtbesessen – oder sogar eine frühe Feministin? All diese Fragen ließ D’Silva in uns aufkommen – durch seine kreative und mitreißende Art, ohne dass wir jedes einzelne Wort verstehen mussten.
Besonders spannend war, dass wir selbst Rollen übernehmen durften. Am Beispiel des Beginns von Macbeth zeigte uns D’Silva, wie man allein mit Stimme und Körpersprache die Wirkung einer Szene vollständig verändern kann.
„A horse, a horse! My kingdom for a horse!“, eine berühmte Zeile aus Richard III, war plötzlich mehr als nur Sprechen – mehr als nur das Aneinanderreihen von Wörtern. Sie wurde zu Rhythmus, Melodie, einem Leitfaden durch den Workshop und Shakespeares Umgang mit Versmaßen.
Man spürte sofort – und immer wieder –, wie sehr D’Silva aus seiner eigenen Bühnenerfahrung schöpft und wie viel Freude es ihm bereitet, sein Wissen weiterzugeben und uns so die Welt und Zeit Shakespeares näherzubringen.
Am Ende waren wir uns einig: Die Workshops waren eine wirklich bereichernde Erfahrung und eine großartige Gelegenheit, Shakespeare besser zu verstehen – und Julius D‘Silva hat uns seine Stücke und Sprache auf eine lebendige und eindrucksvolle Weise nähergebracht.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei unserem Förderverein bedanken, der es uns Schülerinnen und Schülern Jahr für Jahr ermöglicht, Julius D’Silva zu engagieren und kennenzulernen.
Lucia Noèl Santana-Vitt und Julia Harth, Q2